Sorgen und umsorgen
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Oft machen wir uns Sorgen, ob wir bei den Menschen gut ankommen,
ob das, was wir tun, vor ihrem Urteil bestehen kann.
Der Evangelist Lukas erzählt uns hierzu eine klassische Ge-schichte.
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Die Geschichte der Schwestern Marta und Maria spricht auch von uns.
Jeder von uns hat beides in sich: die Marta, die sich um die Gäste sorgt
und besorgt ist, dass sie auch eine gute Gastgeberin ist; und Maria,
die einfach bei den Gästen ist und hört, was sie zu sagen haben.
Die Marta ist in uns oft die Stärkere. Sie kann schließlich vorweisen,
was sie alles schafft, leistet und ma-nagt. Wir trauen uns oft nicht,
der Maria in uns zu folgen. Alle Besorgungen und alle Sorgen
einmal beiseite lassen, einfach nur dasitzen und zuhören.
»Das ist doch nur Zeitverschwendung«:
Gegen solche Zweifel und Selbstvorwürfe greift Jesus ein.
Er gibt der Maria in uns Recht. Zu Marta sagt er:
»Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen.« (Lk 10,41)
Sein Hinweis: Es ist gut, dass Marta die Gäste bewirtet.
Aber sie muss sich keine Sorgen machen, ob sie es auch gut genug tut.
Wir brauchen auch die Maria in uns, die einfach hört,
was der Gast zu sagen hat. Dann spürt sie übrigens auch,
was er wirklich braucht. Und das ist meistens sowieso nur
unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuwendung.
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(aus: Anselm Grün, "Das große Buch der Lebenskunst", Herder-Verlag)
